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Nähe wollen, aber Freiheit brauchen – Die Ambivalenz in Beziehungen

  • Autorenbild: yvonnebuttet
    yvonnebuttet
  • 11. Nov.
  • 2 Min. Lesezeit
Die Ambivalenz in Beziehungen

Manche Menschen sehnen sich zutiefst nach Nähe, Geborgenheit und Verbundenheit und gleichzeitig spüren sie Angst, wenn diese Nähe zu gross wird. Sie wünschen sich eine Beziehung, aber sobald jemand zu nah kommt, entsteht ein inneres Ziehen und Zögern.

Was bleibt, ist ein Spannungsfeld! Das Bedürfnis nach Bindung und das Bedürfnis nach Autonomie.


Diese Ambivalenz ist kein Zeichen von Unfähigkeit zu lieben, sondern ein Hinweis darauf, dass zwei grundlegende psychische Bedürfnisse miteinander in Bewegung sind.


Zwischen Nähe und Freiheit


In jedem Menschen leben zwei starke Anteile:


  • Der Teil, der sich nach Verbindung, Sicherheit und Zuwendung sehnt.

  • Und der Teil, der Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Raum braucht.


Wenn diese beiden Kräfte in einem guten Gleichgewicht sind, können Beziehungen lebendig, sicher und frei zugleich erlebt werden. Doch wenn die Balance verloren geht, entsteht oft ein innerer Konflikt: „Ich will dich, aber ich habe Angst, mich selbst zu verlieren.“


Woher kommt diese Ambivalenz?


Diese Spannung kann viele Ursachen haben. Oft liegt sie in frühen Beziehungserfahrungen begründet. Wenn Nähe früher mit Druck, Vereinnahmung oder Verlust von Selbstbestimmung verknüpft war, kann Intimität heute unbewusst mit Gefahr oder Kontrollverlust assoziiert werden.


Ebenso kann jemand, der früh emotionale Unsicherheit erlebt hat, Nähe gleichzeitig als etwas tief Begehrtes und Bedrohliches empfinden.


Die Psyche versucht dann, sich zu schützen. Nähe wird gesucht, aber auch begrenzt.

Es ist ein Mechanismus, der Sicherheit schaffen soll, aber oft zu innerer Unruhe und Missverständnissen führt.


Wie sich die Ambivalenz im Alltag zeigen kann


Diese Dynamik kann sich auf verschiedene Weisen äussern:


  • Starke Gefühle am Anfang, die dann plötzlich abkühlen, sobald es verbindlich wird

  • Rückzug nach zu viel Nähe, ohne genau zu wissen, warum

  • Übermässige Selbstständigkeit, um Abhängigkeit zu vermeiden

  • Angst vor Vereinnahmung, wenn der andere sich emotional öffnet

  • Idealisierung und gleichzeitig Kritik, um Distanz zu wahren


Das kann für beide Seiten herausfordernd sein. Für die Person, die die Ambivalenz erlebt, und für die, die sie spürt.


Der innere Konflikt: Nähe als Risiko, Distanz als Schutz


Menschen, die diese Ambivalenz kennen, sind oft sehr reflektiert. Sie wissen, dass sie Nähe wünschen und sie spüren, wie sie sich gleichzeitig davor fürchten.

Das erzeugt oft Schuldgefühle („Warum kann ich mich nicht einfach fallen lassen?“) oder den Eindruck, „kompliziert“ zu sein.


Doch diese innere Zerrissenheit ist ein verständlicher Schutzmechanismus. Sie zeigt, dass die Psyche versucht, zwei wichtige Bedürfnisse zu vereinen. Bindung und Selbstbestimmung.


Was helfen kann


Ambivalenz lässt sich nicht „wegmachen“, aber sie lässt sich verstehen, integrieren und gestalten.


Coaching oder psychologische Begleitung kann dabei unterstützen,


  • die eigenen Beziehungsdynamiken bewusster wahrzunehmen

  • alte Schutzmuster zu erkennen und zu würdigen

  • neue Formen von Nähe zu entwickeln, die Freiheit ermöglichen

  • Grenzen und Bedürfnisse klarer zu kommunizieren


Mit zunehmender Selbstkenntnis kann Nähe weniger bedrohlich wirken und Beziehung darf sich wieder sicher anfühlen, ohne zu eng zu werden.


Fazit


Der Wunsch nach Nähe und die Angst vor Einengung schliessen sich nicht aus. Sie sind Ausdruck eines tiefen Bedürfnisses nach sicherer Verbindung bei gleichzeitiger Selbstwahrung. Wenn es gelingt, beide Seiten liebevoll anzunehmen, entsteht eine Form von Beziehung, die nicht auf Kontrolle, sondern auf Bewusstsein, Respekt und Freiheit basiert.

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